Ich werde zu einer alten Privileg Waschmaschine gerufen. Der schmale Top-Lader hat schon viele Jahre auf dem Buckel, lief aber bis vor Kurzem klaglos.
Jetzt: Die Maschine pumpt nicht mehr ab, in der Trommel steht viel Wasser. Schaltet man die Maschine auf Abpumpen, gluckert es einen Moment lang verheißungsvoll und die Pumpe hört sich normal an, doch nach wenigen Sekunden hört das Gluckern auf und die Pumpe dreht leer.
Also das Flusensieb öffnen. In dem abführenden Schlauch stand nur wenig Wasser und ich sah, wie aus der Trommel ein dünnes Rinnsal lief. Wartete ich, bis wieder genügend Wasser vor der Ablaufpumpe stand und schaltete auf Abpumpen, gluckerte es wieder kurz – und zwar so lange, bis das Wasser vor der Pumpe wieder abgeflossen war.
Diagnose: Etwas verlegt den Abfluss aus der Waschtrommel.
Den Waschbottich bzw. die Trommel zu zerlegen, schied aus. Also Seitenwand abgeschraubt, Ablaufschlauch zwischen Trommel und Pumpe an der Pumpe abgeklemmt und dann versucht, durch den Schlauch bis zur Trommel zu kommen. Ich habe den Ziehharmonika-Teil des Gummis zusammengedrückt, mit Zeige- und Mittelfinger in den auf diesen Weise verkürzten Schlauch gegriffen und hatte Glück: Ganz knapp bekam ich ein Stück Stoff zu fassen und konnte es herausziehen. Es war ein Waschtuch, das der Besitzerin unbemerkt in den ziemlich breiten Spalt zwischen Trommel und Waschbottich gerutscht war.
Dieses Waschtuch hat den Abfluss aus dem Waschbottich verlegt.
Anruf eines Freundes: „Meine Waschmaschine ist kaputt. Mitten im Waschgang war Schluss. Sicherung und FI-Schalter sind rausgeflogen.“ Gemäß dem Grundsatz „das Häufige ist häufig, das Selten ist selten“ fiel mein erster Verdacht auf den Heizstab.
Mit ein paar Fragen zur Ferndiagnose
Nach dem Erneuern der Sicherung ließ sich die Waschmaschine einschalten, um das Wasser abzupumpen. Keine Sicherung flog. Nächster Test: Ein Spülprogramm ohne Heizen lief normal durch. Die Steuerungsplatine und das Einlassventil waren offenbar intakt. Weiterer Test: Kurz nach Starten eines normalen Waschprogramms mit Heizen flogen Sicherung und FI-Schalter erneut. Das bestätigte meinen Verdacht: der Heizstab.
Ich bat den Freund, mir ein Foto des Typenschildes zu schicken. Die Maschine ist sieben Jahre alt und wurde verhältnismäßig wenig genutzt. Auf der vorbildlichen Website des Ersatzteilshops des namhaften deutschen Hausgeräte-Herstellers war der Heizstab schnell zu finden. Rund 38 Euro zuzüglich 5,95 Euro Versand, sofort lieferbar.
Ich schlug dem Freund vor, ich könnte mir den Heizstab doch mal ansehen. Wenn ein Heizstab Sicherung und FI-Schalter auslöst, sieht man ihm das garantiert von außen an. Wir könnten dann entscheiden, ob ich einen neuen bestelle. Der Hersteller liefert zum Teil schon am Tag nach Eingang der Bestellung.
Darf’s ein bisschen mehr kosten?
Der Freund ruft aber lieber den Kundendienst an, weil sein Untermieter Stress macht und die Maschine schnell wieder laufen soll. Er erzählt was von 99 Euro. Mir ist klar, dass das nur die Kosten für Anfahrt und Diagnose sein können und die Rechnung am Ende höher ausfallen wird. Der Kundendienst wird für den Montag der folgenden Woche bestellt. Bis dahin hätte ich mir den Heizstab längstens angesehen, das Ersatzteil bekommen und eingebaut.
Der sehr freundliche und fitte Kundendienst kommt wie vereinbart. Das Gerät wird durchgemessen, die Elektronik hat offenbar keinen Fehler. Dann Ausbau des Heizstabs, der wie aus dem Gruselkabinett aussieht (das Foto unten zeigt nicht den Heizstab dieser Maschine, sondern einen vergleichbaren). Heizstab und Temperaturfühler werden en bloc erneuert, die Maschine läuft wieder.
Offensichtlich durchgebrannter Heizstab einer Waschmaschine (Quelle: https://diybook.at)
„Was hast Du am Schluss bezahlt?“ „280 Euro.“ Mir lag auf der Zunge zu sagen, dass das bei mir mindestens genauso schnell, aber auf jeden Fall wesentlich billiger gegangen wäre: etwa 42 Euro für den Heizstab (inklusive Versand), zweimal die Anfahrt für zusammen 18 Euro, plus etwa 1 Stunde Arbeit für 48 Euro, zusammen 108 Euro. Abzüglich des Freundschaftsrabatts.
Den NTC-Fühler für die Wassertemperatur (etwa 19 Euro) hätte ich nur zusammen mit dem Heizstab bestellt, wenn er offensichtlich beschädigt gewesen wäre. Wenn ein Heizstab durchbrennt und über das Wasser in der Maschine einen Kurzschluss auslöst, betrifft das den NTC-Fühler in der Regel nicht, weil der nur an der Steuerelektronik hängt. Es handelt sich um eine Keramik, deren elektrischer Widerstand temperaturabhängig ist. Diesen Widerstandswert misst die Steuerelektronik und weiß somit, wann die Zieltemperatur erreicht ist und der Heizstrom abgeschaltet werden kann.
Ich bin gespannt, wie sich mein Freund entscheidet, wenn das nächste Hausgerät bei ihm schlapp macht.
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