Ein kleiner Verstärker mit zwei Satellitenlautsprechern und einem Subwoofer gab nur noch den rechten Kanal aus. Der Kunde sagte, dass der Verstärker vor ein paar Tagen noch einmal für kurze Zeit normal funktioniert hat. Das klingt nach Kontaktproblem oder „kalter“ Lötstelle.
Verstärker aufgeschraubt, Buchsen durchgemessen, und siehe da: Obwohl ein dicker Batzen Lötzinn auf dem Mittenkontakt zur Cinchbuchse zu sehen war, kam kein Signal durch. Lötkolben aufgeheizt, Löststelle erneuert, und schon ging der linke Kanal wieder.
Der Kunde war erst vor ein paar Minuten zu Fuß zu seiner Arbeitsstelle aufgebrochen. Ich ruf ihn auf dem Handy an, er kommt gleich wieder zurück und kann seinen Verstärker mitnehmen. Fast wie im Repaircafé.
Nachtrag: Ein paar Tage später trat dasselbe Problem erneut auf. Wir haben einen Termin für die Nachbesserung vereinbart. Diesmal werde ich das Gerät erst einige Zeit prüfen, bevor ich es wieder abholen lasse.
Ein Paradebeispiel für das zeitlos gute Design aus dem Hause Braun. Bis auf den Pürierstab funktionierte alles.
Der Defekt
Knethaken und Schneebesen liefen einwandfrei in allen drei Leistungsstufen. Auch der grüne Momenttaster startete den Motor. Aber mit eingesetztem Pürierstab lief der Motor nicht an.
Der Einschub für den Pürierstab auf der Bodenplatte wird durch einen federnden Schieber verdeckt und ist nur zugänglich, wenn man den Schieber nach hinten drückt (siehe Abbildung unten). Dann lässt sich der Pürierstab einführen und durch Drehen um 90 Grad arretieren. Zum Pürieren muss man den grünen Momenttaster drücken. Ein Dauerbetrieb auf einer der drei Leistungsstufen ist aus Sicherheitsgründen nicht vorgesehen.
Um den Betrieb des Pürierstabs auf einer der drei Stufen zu verhindern, öffnet der Schieber beim Zurückziehen einen Kontakt, sodass kein Strom mehr durch den Motor fließen kann. Es muss also einen „Bypass“ für den Strom durch den Motor geben, der durch den Momentschalter aktiviert wird.
Ich hatte den Schalter in Verdacht und beschloss, ihn zum Reinigen der Kontakte zu öffnen. Das gelang sogar, aber eine der kleinen Metallkugeln, die auf einer Feder gelagert sind und die drei Raststellung des Schiebeschalters ermöglichen, sprang davon und versteckte sich im Staub unter dem Sofa. Zum Glück war die Suche erfolgreich.
Die Kontakte des Schalters sahen einwandfrei aus. Ich habe sie trotzdem gereinigt, aber hatte wenig Hoffnung, dass das Problem damit gelöst sei. Meine Befürchtung traf leider zu.
Auf der kleinen Platine waren neben den üblichen Entstörkondensatoren auch zwei Halbleiterelemente, die den Stromfluss durch den Motor steuern. Sie sind oft schuld, wenn ein Motor nicht mehr dreht. Aber: Sie konnten hier eigentlich nicht defekt sein, denn der Motor ließ sich ja starten und regeln, nur nicht mit dem Momentschalter. Ein Ersatz wäre eh nicht möglich gewesen, weil ich die Beschriftung nicht entziffern konnte.
Es blieb nur noch die Hoffnung auf eine „kalte“ Lötstelle als Ursache des Fehlers. Also habe ich alle Lötstellen erneuert. Eine Lötstelle am Schalter sah tatsächlich nicht so aus wie aus dem Lehrbuch. Und siehe da: Der Momenttaster und damit auch der Pürierstab funktionierten wieder.
Nachlese
In der Bedienungsanleitung steht, dass der Momentschalter der Leistung auf Stufe 3 entspricht. Mir war zwar aufgefallen, dass der Motor mit dem Momenttaster nur so langsam wie auf Stufe 1 drehte, ich habe das aber ignoriert. Hätte ich es gleich beachtet, wäre mein Verdacht vermutlich schneller auf einen defekten Kontakt bzw. eine „kalte“ Lötstelle im Bereich des Schalters gefallen. Aber hinterher ist man halt immer schlauer.
Nach dem „Aufwärmen“ der Lötstelle drehte der Motor natürlich bei Betätigen des Momentschalters wieder so schnell wie auf Stufe 3.
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