Ein Stammkunde meldet sich wieder: Erst war es der einseitige Verstärker, dann die antriebslose Spielzeug-Lok, und jetzt ist es ein CD-Player Harman/Kardon HD 710. Der Motor müht sich vergeblich, die Schublade zu öffnen.
Nach dem Aufschrauben des Gehäuses und dem Ausbauen des Laufwerks lässt sich die Schublade ohne Widerstand mobilisieren. Einen Grund für die Blockade finde ich nicht. Alle Laufschienen sind gut geschmiert, nicht verharzt oder verstaubt.
Ich baue das Laufwerk wieder ein. Die Schublade öffnet und schließt sich butterweich. Eine CD wird eingezogen, eingelesen und wiedergegeben. Ich probiere noch ein paar andere CDs aus, und plötzlich: Bei einer findet er das Inhaltsverzeichnis („TOC“) nicht und gibt auf. Das lenkt den Verdacht auf den Laser. Manche CDs lassen sich abspielen, andere nicht. Die Fehlfunktion ist aber nicht reproduzierbar, und auch eine uralte selbstgebrannte liest der Player korrekt ein. Das spricht eher gegen den Laser als Ursache.
Ich baue das Laufwerk wieder aus, reinige die Linse vorsichtig und mache einen neuen Test. Jetzt ist es noch schlimmer geworden: Der Player liest bei manchen CDs zwar das Inhaltsverzeichnis, findet aber den ersten und alle weiteren Tracks nicht. Aus Versehen drücke ich die „Random“-Taste – und siehe da, er fängt mit dem dritten Titel an und spielt die weiteren in zufälliger Reihenfolge. Es wird immer rätselhafter.
Ich baue das Laufwerk wieder aus, inspiziere alles erneut, finde wieder nichts, und schiebe es wieder ein. Die danach eingelegte CD schleift jämmerlich.
Diesmal finde ich den Fehler: Der Hebel, der die Lasereinheit beim Öffnen des Laufwerks nach unten schwenkt und nach dem Einfahren wieder nach oben, ist locker, weil die ihn tragende Kunststoffachse gebrochen ist. Daher verkantet sich der Hebel mal mehr, mal weniger stark und der Laserstrahl trifft nicht im richtigen Winkel auf die CD. Das erklärt, warum CDs manchmal richtig, manchmal nur teilweise und dann auch wieder gar nicht abgespielt werden. Beim letzten Manöver hat sich der Hebel so stark verkantet, dass die CD am Laserschlitten kratzt.
Der Hebel muss sich bei jedem Öffnen und Schließen um etwa 30 Grad um seine Achse drehen (siehe Abbildung 1). Er ist mit einer runden Platte mit genügend Spiel für freies Drehen auf der gebrochenen Achse verschraubt. Die Achse ist etwa an der Stelle gebrochen, an der die Schraube endet. Mein Verdacht: Die Schraube war zu fest angezogen und/oder der Kunststoff hatte einen Materialfehler.
Das Problem: Die Schraube sitzt unlösbar an dem gebrochenen Stück, das ich nicht festhalten kann. Meine Idee: In den Querschnitt der gebrochenen Achse zwischen Schraube und Rand ein feines Loch bohren, um das Kunststoffteil mit einem spitzen Gegenstand zu fixieren.
Tatsächlich gelingt es, ein 1 mm dickes und ebenso kurzes Loch zu bohren (siehe Abbildung 2), mit einer Körnerspitze das Bruchstück zu fixieren und die Schraube zu lösen.
Wie jetzt aber die Achse für den Hebel reparieren? Ein 3-D-Drucker würde nichts nützen, denn die Achse ist Teil der Unterseite des Laufwerksgehäuses. Es bleibt nur die Hoffnung auf den Zwei-Komponenten-Kleber.
Abbildung 2 zeigt, dass die Achse gut gefettet war, damit sich der Hebel leicht drehen kann. Ich entfette beide Bruchflächen gründlich und rühre den Kleber an. Zum Glück ist die Bruchfläche uneben, sodass ich das abgebrochene Stück passgenau aufsetzen kann. Bleibt die Frage: Wird die Klebestelle halten, und wenn ja, wie lange?
Am nächsten Tag fühlt sich die Achse stabil an und die Bruchkante ist nur als feine Linie zu sehen (Abbildung 3). Ich setzte den Hebel ein, ziehe die Schraube jedoch nur gerade so fest, dass sie hält, aber kaum Druck auf die Achse ausübt. Stattdessen sichere ich die Schraube mit Lack (zu erkennen in Abbildung 1).
Jetzt kommt der spannende Augenblick:
Alle getesteten CDs werden korrekt eingezogen und abgespielt. Ich wiederhole das Öffnen und Schließen etwa 50-mal und hoffe, dass die geklebte Achse hält.